In welcher Stadt wollen wir Leben?

Fraktionstreffen im Kranhaus

Treffen der Grünen Fraktion mit Frau Klein-Hitpaß von der Agora Verkehrswende

Passender hätte der Termin nicht fallen können. Erst vor kurzem wurde im Stadtumbau-Ausschuss der Vorentwurf für die weitere Planung der Berliner Straße, ausgebaut mit drei Spuren, beschlossen. Die Grüne Fraktion hatte dabei gegen die von der Verwaltung vorgelegte Vorlage gestimmt. Im Gespräch mit Frau Klein-Hitpaß von der Agora Verkehrswende wurde die Fraktion für diese Entscheidung bestätigt.

Das kann man an einem Zitat des Managers Daniel Goeudevert beschreiben: „Wer Straßen sät wird Verkehr ernten“. Ein Wahnsinn – die Stadt möchte ein altes Gebäude sowie eine mögliche Bebauung an der Ecke Berliner-Straße / Reichenstraße für den individuellen Autoverkehr opfern. Diese Art der Planung ist ein starker Rückschlag für die erforderliche Verkehrswende.

Frau Klein-Hitpaß von der Agora Verkehrswende
Frau Klein-Hitpaß, Agora Verkehrswende

Warum ist die Verkehrswende erforderlich?

Die Erdtemperatur steigt. Der englische Meteorologe Ed Hwakins hat die durchschnittlichen Temperaturen der letzten Jahre in einem Barcode dargestellt. Dabei fielen die Temperaturen im blauen Bereich niedriger als der Durchschnitt und die im roten Bereich höher als der Durchschnitt aus. In Deutschland gibt es entsprechende Wetteraufzeichnungen seit 1881. Die Entwicklung ist in dem folgenden Strichcode-Bild dargestellt.

Temperaturanstieg in Deutschland
Temperaturanstieg in Deutschland (1881-2018)

Die Emissionen des individuellen Autoverkehrs gingen in den vergangenen Jahren nicht zurück. Sie sind vielmehr über die letzten Jahre auf gleichem Niveau geblieben. Um einen Effekt zu erzielen und dem Temperaturanstieg entgegen zu wirken ist eine kontinuierliche Reduzierung erforderlich. Die Folgen des Klimawandels können wir schon heute spüren. Längere Trockenperioden und häufiger auftretende Unwetterereignisse nehmen bereits heute einen großen Stellenwert ein.

Auch wirtschaftlich betrachtet werden große Flächen in den Städten für den individuellen Autoverkehr aufgebraucht. Betrachtet man die heutigen Preise für Grundstücke käme bei diesen Flächen eine sehr große Summe zusammen. Wäre der öffentliche Raum eine Wohnung, so würde das Auto fast die Hälfte der Wohnung belegen.

Flächenbedarf der Verkehrsträger  (www.zukunft-mobilitaet.net / www.zukunft-mobilitaet.net / CC-BY-3.0)

Die Kernfrage

Die Kernfrage ist also – in welcher Stadt möchtet ihr Leben? In vielen Städten hat der Mut, eine Verkehrswende einzuleiten, zu einer Belebung der Innenstadt geführt. Dabei gab es viele Wiederstände, denen wir uns auch in Elmshorn ausgesetzt sehen. Die Geschäftsinhaber haben Angst, dass die Umsätze sinken – tatsächlich ist es aber so, dass eher viele gut ausgebaute Straßen dazu führen, dass die Kundschaft an den Stadtrand zum Einkaufen auf die Grüne Wiese fährt. Die Folge ist Leerstand in der Innenstadt. Das Beispiel Siegen zeigt, dass dem nicht so ist – gerade die Schaffung neuer Aufenthaltsorte sorgt für eine Belebung im innerstädtischen Bereich, wie man am folgenden Video sehen kann.

Weitere Beispiele wie Kopenhagen, Houten zeigen, dass die Angst unbegründet ist. Elmshorn hat zudem zugleich auch die Chance beim Stadtumbau durch die Ansiedlung moderner Dienstleistungsunternehmen im Zentrum neue Arbeitsplätze zu schaffen und damit zusätzlich die Stadt zu beleben.

Den Umweltverbund durch Angebote stärken

Der Umweltverbund bestehend aus ÖPNV, Radverkehr und Sharing-Modelle leistet einen guten Beitrag für ein besseres Klima. Er verbraucht nicht nur weniger Platz – er kommt auch mit neuen Konzepten. So wird es in Zukunft durch den Einsatz von Sammeltaxis mit virtuellen Bushaltestellen wesentlich komfortabler sein sich gemeinsam durch die Stadt zu bewegen. Geteilte Elektroautos nehmen zudem deutlich weniger Parkraum ein, als wenn jeder einzelne mit dem eigenen Auto unterwegs ist. Radfahren und Fußwege leisten den wertvollsten Beitrag zur Vermeidung des CO2-Ausstoßes und gerade deswegen ist das Konzept „Stadt der kurzen Wege“ auch eine relevante Möglichkeit etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Wenn es der Stadt gelingt entsprechende Angebote aufzubauen, dann werden diese auch genutzt. Elmshorn hat hierfür ideale Voraussetzungen – daher ist es wichtig, den Radfahrern gute Radwege, den Fußgängern ausreichend große Gehwege zur Verfügung zu stellen. Vielen Städten ist es durch die Schaffung neuer Angebote gelungen, automatisch den Autoverkehr zu reduzieren. Dabei musste niemanden das Autofahren verboten werden.

Parkraumbewirtschaftung in eigener Regie

Wer doch mit dem Auto unterwegs ist, der ist auch bereit für einen Parkplatz in guter Lage zu bezahlen. Die Parkgebühren im europäischen Ausland sind dabei deutlich teurer als in Deutschland. Wer dies Bewirtschaftung in fremde Hände legt, der hat keinen Einfluss auf die weitere Entwicklung und kann bei Änderungen durch den Fortschritt auch keine eigenen Impulse setzen. Außerdem lässt sich mit Parkraum Geld verdienen. Da ist es immer besser, die Bewirtschaftung in eigener Regie durchzuführen. In vielen Städten übernehmen deswegen sehr häufig die Stadtwerke die Bewirtschaftung. Eine Idee, die auch von unserer Fraktion einstimmig favorisiert wird.

Der Abend insgesamt war sehr informativ, er war genau auf unserer Bedürfnisse zugeschnitten. Wir als Fraktion können die Informationen sehr gut in unsere politische Arbeit integrieren. Gewonnene Räume können anderweitig, z. B. für die Anpflanzung von Bäumen genutzt werden. Wir möchten uns an dieser Stelle bei Frau Klein-Hitpaß ganz herzlich für diesen spannenden Austausch danken.

Weitere Informationen zu Agora Verkehrswende unter:
https://www.agora-verkehrswende.de/

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